22 Feb
„Weltbild“ und „Gefühl für Wahrheit“ – zum „Museumsnachtisch“ im Museum Alzey
Die Notizen zum Vortrag von Claus Maywald beim „Museumsnachtisch“ am 20.2. 2018
Die Besucher des „Museumsnachtischs“ konnten an dem „historischen Stück“ zuerst selbst erfahren, welche Arbeit die Fälschung darstellt, was bei einer solchen Arbeit zu beachten ist und welche Recherchen und Schritte notwendig sind, um das Objekt aus dem Jahr 1628 glaubwürdig zu machen – es für echt zu halten. Da die Besucher der Veranstaltung wie auch der Ausstellung wissen, dass es eine Fälschung ist, sie aber nicht wirklich bemerkten und erkannten, stellte sich als erste eine leichte Verunsicherung ein. Sie wurde gefolgt von dem Erstaunen, wie leicht es ist, sich zu täuschen.
Danach war der Schritt, den Zusammenhang von eigenem „Weltbild“ und „Wahrheitseinschätzung“ zu erkennen, leichter zu vollziehen. Die Machart des Objekts, die mit einem Auktionskatalog glaubwürdig vorgetragene Provenienz und die Präsentation des Objekts in einer Glasvitrine in einem veritablen Museum sowie durch einen promovierten Wissenschaftler lassen es im Weltbild der meisten Menschen als glaubwürdig, als „wahr“ erscheinen. Was so aussieht und in diesem Rahmen so gezeigt wird, hat das Prädikat von „echt“ und „wahr“. Wir glauben und vertrauen darauf, dass die Dinge in diesem Rahmen stimmen und stellen verwundert fest, dass unser Gefühl für Echtheit einfach nur der Rahmen sein kann. Wenn nun dieser Rahmen absichtlich so eingesetzt wird, dass wir das entsprechende Objekt oder die einkommende Nachricht unserem Weltbild oder unserer Quelle zufolge mit „wahr“ bewerten, dann sind wir über diesen Rahmen manipulierbar. Aktuell zum Beispiel durch die Bestätigung eigener Vorstellungen auf Grundlage gezielter personenkonzentrierter Datensammlung und Datenauswertung. Wir erhalten danach gezielt Meldungen und Informationen, welche unser Gefühl analog des von uns erstellten Profils für „wahr“ bekräftigen und verstärken – sei es als Produktwerbung, als Stimmungs- oder Meinungsbild.
Der Hangmümmler konfrontiert uns mit unserem Gefühl und unserer Bewertung für Wahrheit und Unwahrheit.